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Noch Gewohnheit oder schon Sucht?
Grundlagenwissen für Betroffene, Angehörige und Interessierte zu Suchtverhalten, Sucht und wirksamen Hilfsmöglichkeiten
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Was dich in meinem Winter-Spotlight 01/2023 erwartet
1. Neuigkeiten aus dem Office seit Herbst 2022
2. Mein Artikel zum Thema: Wenn die Kontrolle verloren geht
3. Was bietet das Life Change Office zum Thema "Sucht" für Betroffene und Angehörige an? Was hilft sonst noch?
4. Buchtipp zum Thema: "Nüchtern" von Daniel Schreiber
5. Gastbeitrag von der SuchtHotline München
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Was dir das neue Wissen aus diesem Spotlight bringt:
- Hilfreiche Infos für eine Klärung: Gewohnheit oder Sucht
- Motivationsanreize, Veränderungen schrittweise anzugehen
- Entscheidungsimpulse, bezogen auf eigene Bedürfnisse
- Denkanstöße und Tipps
- Ein Fallbeispiel als Hilfestellung für Handlungsoptionen
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Neuigkeiten bei The Life Change Office (TLCO)
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Während der letzte Sommer auffallend emotionsgeladene Aufträge, vor allem im Beziehungsbereich erbrachte (im Herbst-Spotlight 2022 berichtet), waren die Anliegen der Klientschaft im Winter überwiegend berufsbezogen oder im familiären Bereich. Nach meiner Erfahrung gibt es für bestimmte Themen ganz typische Jahreszeiten. Viele Menschen halten gegen Ende des Jahres gerne eine Rückschau ab und stellen sich viele Fragen. Zum Beispiel, ob beruflich etwas vorangegangen ist oder persönliche Ziele erreicht wurden. Nicht nur mit den Vorgesetzten, sondern auch mit sich selbst, sollte tatsächlich jede*r regelmäßig den eigenen Weg im Blick haben, um zufrieden in die Zukunft zu gehen oder neue Schritte zu planen. In unserer schnelllebigen Zeit und mit den oft sehr hohen und komplexen Anforderungen in Job und Familie, ist für manche wichtig, Ruhe in den Alltag hineinzubringen. Andere knabbern an (unerreichten) Zielen oder wissen gar nicht so genau, wohin es gehen soll. In jedem Fall ist Berufliches nicht von Privatem zu trennen! Beide Lebensfelder beeinflussen sich gegenseitig stark. Die Vereinbarkeit von Beruf, Beziehung und Privatleben stellt oftmals eine große Herausforderung da, gerade wenn es irgendwo nicht rund läuft.
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So darf z.B. die Schule eines Kindes oder der Pflegebedarf im Umfeld, niemals das gesamte Leben beeinträchtigen und die Beziehungen innerhalb der Familie definieren. An dem Punkt, wo erkannt wird, dass zu allen bekannten Problemfeldern auch noch eine drohende oder bestehende Suchterkrankung hinzukommt oder Angehörige von einer solchen betroffen sind, wird es in der Regel vielschichtiger, als es alleine zu bewältigen wäre. Nach meiner Erfahrung ist es die größte Erleichterung, die Menschen erleben können, wenn eine Hilfeperson genau weiß, wovon gesprochen wird, zuhört und urteilsfrei mitfühlt, bevor sich die Frage nach Veränderungsmöglichkeiten stellt.
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Neben der ansteigenden Anzahl an Aufträgen zum Thema Sucht, sind bei TLCO auch die auffallend zunehmenden Anfragen von allein lebenden Klient*innen zu erwähnen, insbesondere der hohe Anteil der Frauen ist bedenklich. In München sind über die Hälfte der Haushalte Einpersonenhaushalte. Der Bedarf an Unterstützung hat sich hier erkennbar verändert, was möglicherweise noch eine Folge der Covid-Pandemie ist. Ich persönlich denke jedoch, es liegt vor allem an dem starken Individualismus und der zunehmend gelebten Unverbindlichkeit in unserer Gesellschaft. Corona hat dies aber noch stark vorangetrieben. Die Life-Balance und die Sinnhaftigkeit von Erwerbsarbeit und Freizeittätigkeiten, sind die Bereiche, die dabei immer im Hintergrund mitschwingen.
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Wenn die Kontrolle verloren geht - Fallbeispiel "Internetsucht"
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Mein Büro für Veränderungsthemen wird sehr regelmäßig von Menschen aufgesucht, die gar nicht auf die Idee kommen, dass hinter einem scheinbar unerreichbaren Ziel oder einem Problem eine Suchtthematik steckt. So auch bei Herrn A., der vor einiger Zeit ermattet mein Office betreten hatte, um mit mir über seine blockierten Aufstiegschancen zu sprechen. Er konnte sich einfach nicht erklären, warum er immer weniger Pensum an einem Tag schaffte oder für gewisse Aufgaben von seiner Vorgesetzten beständig übergangen wurde. Herr A. erzählte offen über seine Ausbildungen und seinen, eigentlich erfolgreichen, Werdegang. Er vermutete Mobbing oder Männerfeindlichkeit im Team, da seine Erschöpfung aus seiner Sicht für andere nicht bemerkbar sei.
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Sein erstes Coaching-Ziel legte er so fest, erkennen zu wollen, woher alle Schwierigkeiten herrührten und als Zweites galt es für Herrn A. herauszufinden, was er dagegen tun kann. Bevor wir in die systemische Betrachtung einstiegen, stellte ich noch einige Fragen zu seiner Familie, dem genauen Beginn seiner Problematik und was er schon alles versucht hatte, um Abhilfe zu schaffen. Dabei stellte sich heraus, dass es vor 2 Jahren einen Todesfall im näheren Umfeld gab, mit dem er sich aus Zeitmangel nie weiter beschäftigt hatte und dass er seither in seiner Freizeit immer weniger Sport machte, zugunsten von Internetrecherchen und dem Lesen von Online-Nachrichten. Um es abzukürzen, Herr A. entwickelte über eine unterdrückte und nicht gelebte Trauer, großen Leidensdruck sowie eine Antriebsschwäche, die zu einer Internetabhängigkeit führte. Er hatte ab einem gewissen Punkt einfach die Kontrolle über seinen Internetkonsum verloren und damit auch beständigen Schlafmangel verursacht. Die ehrliche Betrachtung seines Alltags war der erste Schritt zu einem neuen Bewusstsein und weiterer Reflexionsarbeit, die er selbst als sehr wohltuend erlebte. Durch die neu gewonnene Klarheit, hatten sich dann natürlich auch die Coching-Ziele verändert.
Eine wirksame und wichtige Frage zur Hilfe kann sein, wie man sich die Zukunft im Optimalzustand ausmalt und wie man leben möchte.
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Kennzeichen einer (beginnenden) Suchterkrankung:
- Kontrollverlust: immer häufiger entgleitet einem das eigene Verhalten bzw. der Konsum
- Spirale aus Verdrängen - Leugnen - Scham - Lügen - Selbstbetrug - Selbstablehnung - Hochgefühlen - Niedergeschlagenheit
- Legitimierung: Schaffen von Möglichkeiten die Sucht zu leben, Anpassung des Umfelds an das Bedürfnis, Witze über Suchtverhalten machen
- Wesensveränderung durch z.B. vermehrte Aggression, Verzweiflung, Ängste, Einsamkeit, Ausweglosigkeit, körperliche Folgen
- Wahrnehmungsstörungen und Gefühl von innerer Leere, Rückzug
- Identitätsveränderung und/oder Identitätsverlust
- Suchtdruck (starkes Verlangen zu konsumieren oder ein Suchtverhalten auszuüben)
- Assoziation und Dissiziation zur eigenen Person im Wechsel
- Entwicklung von Strategien zur Kontrollerhaltung
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Was bietet TLCO zum Thema Sucht für Betroffene und Angehörige an? & Was hilft sonst noch?
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Unterstützung für Erkenntnisse im Bereich des Suchtdreiecks
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Was bedeutet das?
- Die eigene Persönlichkeit - Was bringst du mit?
- Das Umfeld - Wer oder was beeinflusst dich in deinem (Sucht-) Verhalten?
- Die Verfügbarkeit des Suchtmittels oder die Möglichkeiten Suchtverhalten zu leben (Nur wenn du die Möglichkeit hast, lebst du eine Sucht.)
Das Suchtdreieck ist ein starkes Kräfteverhältnis in dem sich ein Suchtverhalten entwickelt und aus dem man eben ggf. im Falle einer Gefährdung/Erkrankung heraus tritt.
Wichtige Kurz-Hinweise:
Sucht ist - direkt oder indirekt - eine lebensbedrohliche Erkrankung! Es gibt einen "point of no return". Rückfälle können ein Teil der Erkrankung sein - jeder "freie" Tag ist wertvoll. Menschen entwickeln eine "Beziehung" zur Sucht bzw. dem Suchtmittel.
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Klärung zu den Stadien der Veränderung
- Kein Problembewusstsein für die eigene Lebensgestaltung
- Auf die Problemsituation aufmerksam werden: Hier sind Menschen maximal ambivalent, denn erst eine "Kosten-Nutzen-Analyse" ergibt ggf. die Erkenntnis, dass die Nachteile des Suchtverhaltens (oder der Co-Abhängigkeit) deutlich überwiegen. Dafür braucht es viele Infos und Reflexionsarbeit!
- Sich entscheiden: In diesem Stadium sind Menschen gefordert sich Ziele zu setzen und sich zu fragen, wie will ich in Zukunft leben?
- Handeln und Umsetzen: Alle Ziele müssen alltagstauglich sein. Dabei hilft eine vorhandene Tagesstruktur und positive Beziehungen. Aus der Forschung weiß man, dass der Weg aus einer Sucht oder eines Co-Abhängigenverhaltens auf diesen fünf Säulen steht:
- Therapie/Coaching
- Hife zur Selbsthilfe(-Gruppe)
- Sport und Bewegung
- feste Tagesstruktur
- stabile, positive Beziehung/en
Auf allen fünf Ebenen bietet TLCO Coachinginterventionen für deinen Fortschritt an.
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Betroffene und Angehörige erhalten im TLCO neben einer wohlwollenden und zugewandten Atmosphäre, alle Basisinformationen, die es braucht, um für sich Klarheit über den Ist-Stand zu gewinnen. Das individuelle Suchtdreieck und ein Blick auf die Stadien der Veränderungen, bieten hier gute Einstiegsmöglichkeiten. Neben rechtlichen und sozialen Interessen, sind oft Fragen zu den Finanzen oder der Krankenversicherung zu klären. Die Vermittlung von weiterführenden Anlaufstellen und Adressen z.B: für Selbsthilfegruppen, ist hierbei genauso möglich, wie eine dauerhafte Stabilisierung über mein "Kleine-Schritte-Prinzip" im Coaching. Generell ist ein Ansatz zu den Gründen des eigenen Verhaltens hilfreich, damit man nicht in der Symptombetrachtung verbleibt, sondern gewünschte Ziele nachhaltig erreicht. Es werden individuelle Verhaltensweisen gegen den Suchtdruck gefunden und im Leben etabliert.
Nach einer gewissen Zeit erleben viele Klient*innen es als sehr unterstützend, in einem moderierten, interaktiven Gespräch die Familie oder nahestehende Personen mit ins Boot zu holen. Erst wenn alle in einem (Familien-)System den gleichen Wissensstand haben, kann auf Augenhöhe das Leben neu ausgerichtet werden. Psychotherapien unterstützen ein Fach-Coaching und umgekehrt.
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Definition Co-Abhängigkeit: Jedes Verhalten, dass eine Substanzabhängigkeit oder Verhaltenssucht einer Person ermöglicht, begünstigt oder angenehmer macht, ist Co-Abhängigkeit. Liebe und Fürsorge sind deshalb oft nicht hilfreich. Ein Beispiel: Dein Lebenspartner ist spielsüchtig und du übernimmst die Schulden, verteidigst unwirsches Verhalten gegenüber Dritten, meldest ihn beim Arbeitgeber krank, wenn er nicht in der Lage ist zu arbeiten, übernimmst seine Alltagserledigungen zusätzlich zu deinen und du vernachlässigst die eigenen Aufgaben dabei.
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Alle Grundsätze meiner strukturierten Arbeit im TLCO gelten natürlich auch bei Suchtthematiken. (siehe: www.thelifechange.de)
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Mein Buchtipp zu einem besseren Verständnis von Suchterkrankungen am Beispiel Alkoholabhängigkeit
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Ich habe dieses Buch für meine Klientschaft ausgewählt, weil alle Menschen nach Glück streben. Alle! Suchterkrankungen und die Sehn-sucht nach einem glücklichen Leben mit guten Emotionen hängen für mich deshalb auch untrennbar zusammen. Die (Glücks-) Forschung belegt, dass nicht nur beruflicher Erfolg, sondern auch erfolgreiche Suchttherapien und das subjektiv empfundene Glück vom sozialen Kapital abhängen. In Daniel Schreibers Buch wird die soziale Komponente vielfach mit einbezogen. Er beschreibt fast sachlich, am Beispiel seines eigenen Lebens, wie Sucht entsteht, was sie begünstigt und was es braucht, um ihr erfolgreich zu begegnen. Dabei ist er auch gesellschaftskritisch. Wichtig: Fast alle Kriterien sind auf jedes Abhängigkeitsverhalten übertragbar.
ISBN: 3453615018 oder 978-3-453-61501-4
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Gastbeitrag von der SuchtHotline München
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"An der SuchtHotline München arbeiten wir immer anonym. Das ist wichtig, damit jeder frei sprechen kann. Falls doch jemand einmal meinen Namen erfragt, bitte ich die/den Anrufer*in sich einen Namen auszusuchen, der zu meiner Stimme passt. Viele Anrufer*innen sagen selbst ganz offen, wie sie heißen. Ich glaube es tut gut, mit echtem Namen angesprochen zu werden, wenn man in Not ist. Unsere Anrufer*innen haben ganz unterschiedliche Anliegen. Es sind Angehörige und Betroffene.
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Angehörige können Eltern, Kinder, Freund*innen oder Kolleg*innen sein. Manchmal melden sich auch andere Fachstellen. Sehr oft geht es um das Thema Alkohol- oder Spielsucht. Es gibt kein Muster, nach dem wir etwas vorhersagen könnten, also weder zu den Anrufarten noch zu welcher Uhrzeit im Jahresverlauf bestimmte Themen häufiger vorkommen, oder so. Insgesamt sind wir rund 60 Ehrenamtliche am Telefon und für diese Tätigkeit extra ausgebildet. Wir haben Schweigepflicht, das ist auch wichtig zu wissen. Manche Menschen melden sich bei uns, weil sie einfach mit jemanden über ihr (Sucht-) Thema reden wollen. Viele sind aber schon mit einigem Vorwissen im Gespräch und möchten eine zusätzliche Einschätzung oder Impulse für ihren persönlichen Weg. Jede*r hat im Telefonat die Freiheit selbst zu bestimmen, worüber geredet wird. Natürlich stellen wir auch Fragen, damit es am Ende einen Mehrwert durch den Anruf gibt. In der Regel weiß jede*r nach dem Gesprächt, was der erste Schritt im Anschluss ist oder wo sich die nächste Anlaufstelle befindet. Diese Arbeit erfüllt mich sehr, denn sie ist sinnvoll und bereichernd. Mein Anreiz dieses Ehrenamt zu machen, ist mein fämiliärer Hintergrund. Ich komme aus einer sogenannten "Suchtfamilie". Früher habe ich selbst einmal stark geraucht. Genau 30 Jahre, um ehrlich zu sein. Seit 5 Jahren bin ich Nichtraucher, aber es ist ab und zu immer noch extrem schwierig, es zu bleiben. Meine persönlichen Zugänge für Suchtthemen erleichtern mir das Verständnis für alle Anliegen sehr."
Mitarbeiter der Sucht-Hotline-München, anonym
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Vorschau auf das Thema des nächsten Spotlights im Frühjahr:
Ernährung - wie Lebensmittel unsere physische und psychische Gesundheit beeinfussen
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"Liebe Leserin, lieber Leser,
ich glaube daran, dass es jedem Menschen möglich ist, eine Suchterkrankung zu "besiegen". Dafür braucht es immer eine eindeutige Entscheidung. Und es steht jedem Menschen frei, diese Entscheidung für sich zu treffen. Unfrei sind Menschen mit zusätzlichen Erkrankungen oder Themen, die für eine Veränderung vorher oder gleichzeitig bearbeitet werden müssen.
Es gibt immer einen Weg!
Ihre Birgitta Jung von The Life Change Office"
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Impressum
Birgitta Jung
Pädagogin, Coachin, NLP-Master, Suchtkrankenhelferin (SHM) The Life Change Office Würmtalstr. 139, Rgb. 81375 München
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Birgitta Jung ,The Life Change Office, Würmtalstr. 139, Rgb.,
81375 München, E-Mail: info@thelifechange.de,
Telefon: 089 – 89 54 58 09
Mobil: +49-170-21 55 078
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